In Untertürkheim trifft Industrie auf Landwirtschaft und bildet eine fruchtbare Mélange. Der Stadtbezirk im Nordosten Stuttgarts ist für beides seit langem weit über seine Grenzen hinaus bekannt: überregional für seine hochwertigen Weine, international für seine hochwertigen Fahrzeuge. Die Lage im Neckartal zwischen Fluss und Bergen bildet hierfür die optimalen Voraussetzungen und verleiht Untertürkheim einen entspannt-emsigen Charme.
Untertürkheim blickt auf eine lange Geschichte zurück, die viel Gutes hervorgebracht hat. Der Ort wurde erstmals im Jahr 1200 urkundlich erwähnt und seine Einwohner lebten von dem, was die Landschaft bot: Weinbau in den Bergen und Flößerei entlang des Neckars. Während die Flößerei im Laufe der Jahrhunderte von der Binnenschifffahrt abgelöst wurde und verschwand, dauert der Weinbau – er wird seit dem 8. Jahrhundert hier betrieben – bis heute fort. Seine auf hohe Qualität ausgerichteten Produkte erfreuen sich weit über Untertürkheims Grenzen hinaus großer Beliebtheit.
Wirklich Bewegung kam in den Ort jedoch erst ab 1845, als er durch die erste Eisenbahnstrecke des Landes mit dem benachbarten Cannstatt verbunden wurde. Dennoch ließ die Industrialisierung, die im wenige Kilometer entfernten Esslingen bereits weit fortgeschritten war, noch auf sich warten – und sie hielt vor allem aus Cannstatt Einzug. Zunächst gründete 1886 die Cannstatter Bettenfederfabrik Straus & Cie. in Untertürkheim ihren Zweitsitz, verlegte die Produktion hierher und avancierte damit zur weltgrößten Fabrik ihrer Art. 1898 verlagerte ein bekanntes Stuttgarter Unternehmen seinen Sitz nach Untertürkheim: die Kakao- und Schokoladenfabrik Eszet Staengel & Ziller, die besonders in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vielen Kindern ein Leuchten in die Augen gezaubert hat.
Im Jahr 1900 folgte schließlich der Paukenschlag: Eduard Fiechtner, der letzte Schultheiß von Untertürkheim, und Gottlieb Daimler, der bekannte Autobauer aus Cannstatt, schlossen einen Kaufvertrag über 185.000 Quadratmeter Untertürkheimer Landfläche. Dieser Vertrag brachte Ersterem unter seinen Mitbürgern so viel Ruhm ein, dass er kurz vor seiner Abdankung die Ehrenbürgerwürde erhielt, und Letzterem bescherte er genügend Bauland für die Expansion seines zuvor teils abgebrannten Unternehmens, das zu jener Zeit noch ‚Daimler-Motoren-Gesellschaft‘ hieß. Die großzügige zweite Produktionsstätte von Daimler öffnete hier 1903 ihre Tore. Dieser historische Moment legte den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält, und war zugleich Ausgangspunkt für die weltweite Bekanntheit von Untertürkheim und für seine Entwicklung zu einem wichtigen Industriestandort. Seit 2006 befindet sich der Hauptsitzt der Daimler AG wieder in Untertürkheim.
Im Jahr 1905 erfolgte die Eingemeindung nach Stuttgart, seit 1956 hat Untertürkheim als Stadtbezirk Stuttgarts seine aktuelle Ausdehnung. Im Jahr 2001 wurde eine Neugliederung der Stuttgarter Stadtteile durchgeführt. Seither ist der Stadtbezirk Untertürkheim in die Stadtteile Gehrenwald, Flohberg, Untertürkheim, Benzviertel, Lindenschulviertel, Bruckwiesen, Luginsland und Rotenberg aufgeteilt. Sie bieten heute knapp 17.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf einer Fläche von 605,5 Hektar ein Zuhause. Untertürkheim zählt damit zu den kleineren Stadtbezirken von Stuttgart.
Untertürkheim lässt sich geografisch gut in einen urbanen Westen und einen grünen, vor allem landwirtschaftlich geprägten Osten unterteilen. Im Westen, entlang des Neckartals, befinden sich die alten und neuen Industrieanlagen, die sich um den Neckar und in der Nähe der Eisenbahnstrecke angesiedelt haben, sowie die vor allem im Nordwesten gelegenen Wohngebiete, die im Zuge der Industrialisierung als Arbeiterwohnviertel angelegt wurden. Auch der Nordteil des Neckarhafens, der zu Untertürkheim gehört, ist im Südwesten zu finden. Im Osten liegen die Berge, die seit jeher zum Weinanbau genutzt werden. Die Lage ist so gut dafür geeignet, dass hier nahezu auf der gesamten Landfläche der ursprüngliche Wald gerodet und durch Weinanbauflächen ersetzt wurde. Aktuell sind in Untertürkheim lediglich noch 4 % der Gesamtfläche mit Wald bedeckt.
Dennoch lädt Untertürkheim zur Naherholung ein. Besonders im Sommer und Herbst stellen die Besenwirtschaften mit ihrem rustikalen Angebot an hervorragenden Weinen und traditioneller Küche beliebte Ausflugsziele dar. Rund- und andere Wanderwege laden zum Spaziergang in den Weinbergen ein und besonders Wanderlustige können über die Bergrücken entlang des Neckars bis nach Esslingen laufen. Inmitten der Weinberge findet sich die gerne besuchte Grabkapelle auf dem Württemberg. Diese mutet ein wenig an wie die schwäbische Antwort auf den weltberühmten Taj Mahal, denn es gibt Parallelen in der Entstehungsgeschichte: König Wilhelm I. ließ sie 1820 als Liebesbeweis für seine jung verstorbene Frau Katharina errichten. Bei aller Erlesenheit des Bauwerks hat sich – sicher zur Freude der Untertanen – hier jedoch die landestypische Sparsamkeit durchgesetzt.
Auch der alte Stadtkern von Untertürkheim lädt zum Besuch ein. Er bietet neben einem freitags stattfindenden Wochenmarkt sowie zahlreichen kleine Cafés und Restaurants – unter anderem den Gasthof Adler von 1617 – auch schöne historische Gebäude. Besonders sehenswert sind das Bahnhofsgebäude, die Weinmanufaktur, das Bezirksrathaus sowie zahlreiche Kirchen.
Untertürkheim wird von den Bundesstraßen 10 und 14 tangiert und ist daher sowohl mit Stuttgart und dem Umland als auch mit der Autobahn 8 sehr gut verbunden. Auch die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist hervorragend: Mit dem Bahnhof ‚Untertürkheim‘ ist der Stadtbezirk an die Regionalbahn und an die S-Bahn angeschlossen, mit der Haltestelle ‚Neckarpark‘ existiert noch eine weitere S-Bahn-Station. Die U-Bahnen U4 und U13 sowie die Busse 60, 61 und der Nachtbus N6 verteilen Reisende in den Randzonen.
So weit das Auge reicht: Viele beliebte Rebsorten gedeihen an den Hängen des Neckartals.
Trotz der erstklassigen Verkehrsanbindung und der herausragenden Arbeits- und Lebensverhältnisse zählt Untertürkheim, gemessen an den Immobilienpreisen, zu den günstigeren Bezirken Stuttgarts. Wer hier ein Haus (Bestand) erwerben möchte, zahlte dafür im Jahr 2020 im Schnitt 620.000 Euro. Im Jahr zuvor lag der Durchschnittspreis hier noch bei 532.000 Euro, was einen satten Zuwachs von +16,5 % darstellt. Eigentumswohnungen im Bestand werden aktuell für durchschnittlich 4.150 Euro gehandelt, wer eine Wohnung mieten möchte, zahlt 12,50 Euro pro Quadratmeter. Der Kostenzuwachs zum Vergleichszeitraum für Wohnungskauf und -miete fällt mit jeweils +2,5 % eher moderat aus.
Diese Preisentwicklung schließt bereits die Corona-Situation mit ein und zeigt, dass die Wertsteigerung von Immobilieneigentum in Untertürkheim davon bestenfalls geringfügig betroffen ist. Da der Stadtbezirk zudem viel freie Fläche bietet und seit mehr als 20 Jahren einen kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs verzeichnet, hat die Investition in Immobilien hier viel Potential. Zudem liegen die Durchschnittpreise in Stuttgart deutlich über denen Untertürkheims, was über die kommenden Jahre ein zusätzlicher Faktor sein sollte, der die Entwicklung der Immobilienpreise hier weiter vorantreiben wird. Insgesamt ist in Untertürkheim somit von einem kontinuierlichen und möglicherweise sogar überdurchschnittlichen Wertzuwachs für Immobilieninvestitionen auch in den kommenden Jahren auszugehen.
Der ausführliche Marktbericht
Ausführliche Informationen über den Immobilienmarkt in Untertürkheim und die aktuellen Preisübersichten für Häuser und Wohnungen in unterschiedlichen Größen und Ausstattungsstandards finden Sie im Immobilienmarktbericht Stuttgart.
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