Der große Baukosten-Check: Alle Baukosten im Überblick

Der große Baukosten-Check: Alle Baukosten im Überblick

Wie viel Eigenheim kann ich mir eigentlich leisten? Wer ein Haus bauen will, muss sich früher oder später auch mit den Baukosten auseinandersetzen. Dazu zählen alle Kosten, die im Rahmen der Planung und der Ausführung beim Hausbau anfallen. Wer sich aktuell mit diesem Thema beschäftigt, wird jedoch sicherlich festgestellt haben: die Baupreise haben in den letzten Monaten spürbar angezogen und scheinen sich immer weiter in die Höhe zu schrauben. Warum kam es jedoch zu diesen Preisexplosionen am Markt und gibt es Möglichkeiten, auch bei den Baukosten zu sparen?

Was sind Baukosten eigentlich genau?

Bei den Baukosten für einen geplanten Hausbau ist zwischen den reinen Baukosten und den Baunebenkosten zu unterscheiden. Zu den reinen Baukosten zählen dabei alle Kosten, die für den Hausbau an sich anfallen. Alle darüber hinaus anfallenden Kosten, wie zum Beispiel die Kosten für ein Gartenhaus, einen Pool oder eine Terrasse, bezeichnet man als Baunebenkosten. Die Berechnung der Baukosten ist aber auch und vor allem deshalb wichtig, um das Budget für das zu dem Haus gehörenden Grundstück festzusetzen.

Aus diesen Posten setzen sich die Baukosten zusammen

Wer sich mit einem Neubau seine individuellen Wohnwünsche erfüllen möchte, sollte sich eine Übersicht mit den folgenden Posten anfertigen, und diese Übersicht laufend aktualisieren. Damit es nicht zu unnötigen Extra-Arbeiten und damit auch zu unnötigen Extra-Kosten kommt, sollte diese Auflistung besonders sorgfältig erfolgen, möglichst vollständig sein und auch Projekte der Zukunft nicht vergessen werden.

Zu den Basics der Baukosten zählen auf jeden Fall:

Die Grundstückskosten

Der Grundstückspreis macht den Löwenanteil dieses Kostenblocks aus und kann in begehrten Lagen sogar der teuerste Posten der gesamten Baukosten sein. Zu dem reinen Kaufpreis für das Grundstück müssen zusätzlich auch noch die Maklergebühren einschließlich Mehrwertsteuer, die Notarkosten, die Grundbuchkosten sowie die Grunderwerbsteuer gezählt werden. Je nach Standort des Grundstücks summieren sich diese auf bis zu 15 Prozent des Grundstückskaufpreises.

Die Rohbaukosten

Für die Errichtung des Rohbaus (Fundament, Außenwände, Dachstuhl, Treppen und Innenwände) sollten um die 500 Euro pro Quadratmeter gerechnet werden. Für ein klassisches Einfamilienhaus mit normalem Ausstattungsstandard und 150 Quadratmetern Wohnfläche fallen damit im Schnitt etwa 75.000 Euro an.

Kosten für den Innenausbau

Für den Innenausbau sind je nach Ausstattungsniveau etwa 400 bis 800 Euro pro Quadratmeter für Arbeits- und Materialkosten zu veranschlagen. Zu diesem Posten zählen unter anderem Heizungs- und Sanitäranlagen, der Einbau von Türen und Fenstern sowie Fliesenlegen, Malerarbeiten, Tapezieren und Bodenbeläge. Die weite Kostenspanne ergibt sich daraus, dass die Auswahl bei einigen Baumaterialien sehr groß ist und je nach individuellen Bedürfnissen preislich stark variiert. Günstiges Laminat gibt es beispielsweise schon für zehn Euro pro Quadratmeter, edles Echtholzparkett dagegen ist um ein Vielfaches teurer.

Kosten für die Außenanlagen

Ein weiterer Posten, der bei den Baukosten oft stark zu Buche schlägt, kann durch die sogenannten Außenanlagen entstehen. Das Grundstück braucht schließlich einen Zaun und möchte begrünt und bepflanzt werden. Auch Terrassen, Zufahrten, Stellplätze oder eine Garage gehören zu diesem Kostenpunkt. Für realistische Kostenvoranschläge kommt es auch hier auf das verwendete Material an. Rollrasen zum Beispiel ist teurer als frisch gesäter Rasen und Hecken sind umso teurer, je höher sie bereits gewachsen sind. Wer sofortigen Sichtschutz braucht, muss mit bis zu 30 Euro pro Meter rechnen.

Die Baunebenkosten

Unter dem Begriff Baunebenkosten werden diverse und teilweise sehr unterschiedliche Kosten zusammengefasst. Zu den reinen Baunebenkosten zählen in jeden Fall Kosten für die Planung, verwaltungstechnische Anträge, die Baugenehmigung, die Bauleitung, Versicherungen und die Erschließungskosten. Nicht zu vergessen sind hier auch die Umzugskosten, die Kosten für neue Möbel und etwaige Finanzierungskosten in Form von Bereitstellungszinsen während der Bauphase. Unter dem Strich können die Baunebenkosten bis zu 15 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.

Wo lauern typische Kostenfallen?

Dass Budgetplanungen für ein Neubauprojekt ihr Ziel auch völlig verfehlen können, hat der Bau der Hamburger Elbphilharmonie besonders dramatisch gezeigt. Denn das Konzerthaus war letztlich mit 800 Millionen Euro Baukosten zehnmal so teuer wie ursprünglich geplant. Der Grund dafür war vor allem, dass erst nach der Auftragsvergabe zahlreiche Änderungswünsche angemeldet und umgesetzt wurden. Diesen Fehler sollten auch private Bauherren tunlichst vermeiden. Ist der Auftrag an die Baufirmen erst einmal zum Festpreis vergeben, werden nachträgliche Arbeiten meist „nach Aufwand“ berechnet und können ursprünglich überschaubare Kostenposten explodieren lassen oder banale Summen zu großen Beträgen werden lassen. Wer zum Beispiel den Dachboden zu einem späteren Zeitpunkt ausbauen möchte, sollte dieses Vorhaben schon bei der Planung im Kopf haben und es bei der Verlegung der Leitungen berücksichtigen. Im Vorfeld kann es aber auch finanziell sinnvoll sein, Alternativen zum Hausbau zu prüfen. So kann beispielsweise auch der Kauf einer Bestandsimmobilie eine kostengünstigere Alternative sein, denn im Schnitt ist Bauen teurer als Kaufen.

Baukosten haben sich verteuert

Was viele Bauherren, die aktuelle Projekte am Laufen haben, schon persönlich feststellen mussten, haben nun auch jüngste Statistiken bestätigt: Die Baukosten haben in den letzten Monaten kräftig zugelegt. Laut der Statistik Austria gab es im Mai 2021 einen Anstieg bei den Kosten im Wohnhaus- und Siedlungsbau von 10,5 Prozent im Vergleich zum ersten Coronakrisen-Mai 2020 sowie einen Zuwachs von 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat April. Ein beträchtlicher Kostentreiber im Wohnungsbau war dabei vor allem die Warengruppe Holz. Wesentlich teurer wurden aber auch Diesel und Treibstoffe.

Die Unternehmensberatung EY Parthenon prophezeite in diesem Zusammenhang eine Stagnation der deutschen Baubranche, die sich erst im kommenden Jahr und mit einem insgesamt schwächeren Wachstum erholen werde. Vor allem im Einzelhandel, zum Teil aber auch in Hotellerie und Gaststättengewerbe, erwarten die Experten weniger Aktivität und geringere Umsätze. Als Grund dafür nannten sie mehrere Faktoren, wie sinkende Mietrenditen, Kapazitätsengpässe in der Baubranche, knapper werdendes Bauland und damit einhergehende steigende Baukosten.

Trotz der schwächeren Wachstumsraten gehen die Autoren der Studie zudem davon aus, dass die Baupreise auch in Zukunft steigen und die allgemeine Inflationsrate übertreffen werden. Als Gründe führten sie teurere Baumaterialien, die Kapazitätsengpässe der Braubranche, aber auch die bürokratischen und politischen Vorgaben etwa für Barrierefreiheit oder Wärmedämmung an.

Für 2022 erwarten die Experten von EY Parthenon, dass insgesamt 253,2 Milliarden Euro für Neubau und Renovierungen ausgegeben werden. Das wären 1,4 Prozent mehr als in 2021. Für 2023 erwarten die Unternehmensberater ein Plus von 1,5 Prozent.

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Stahl, Holz, Dämm- und Kunststoffe: Den Baufirmen geht das Material aus und der Preisanstieg kennt kein Halten mehr.

Die 10 besten Tipps für Sparpotenzial beim Hausbau

Doch auch wenn damit zu rechnen ist, dass Baukosten in naher Zukunft nicht günstiger werden, können mit einer gut überlegten Planung Mehrkosten vermieden oder Kosten zumindest im Zaum gehalten werden. Wir haben diesbezüglich folgende Tipps für Sie zusammengestellt:

Tipp 1: Ein kleineres Grundstück wählen

So einiges lässt sich an Kosten einsparen, wenn die Wahl auf ein kleineres Grundstücks fällt. Vor allem in Regionen mit hohen Grundstückspreisen lassen sich so die gesamten Baukosten deutlich reduzieren. Mit einem kleineren Grundstück geht eventuell auch eine geringere Wohnfläche einher, was wiederum weitere Kosteneinsparungen mit sich bringt. Hier gilt es sich vorab zu fragen: Wie viel Platz brauche ich wirklich?

Tipp 2: Doppel- oder Reihen- statt Einfamilienhaus

Auch wenn ein Doppelhaus statt eines Einfamilienhauses errichtet wird, lassen sich Baukosten zusätzlich senken, denn sie fallen aufgrund der vierten Wand, die lediglich als Trennwand und nicht als Außenwand errichtet wird, geringer aus. Gleichzeitig kann der Kaufpreis für das Grundstück zwischen mehreren Parteien geteilt werden.

Tipp 3: Geschickte Grundrissplanung

Insgesamt weniger Leitungen müssen im Haus verlegt werden, wenn beispielsweise die Badezimmer übereinander angeordnet sind. Wer sonnen- und hitzeempfindlich ist, sollte bei der Planung von Fenstern, Terrassen und Balkonen darauf achten, dass diese nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Das kann von vornherein schattenspendende Vorrichtungen und möglicherweise sogar eine teure Klimaanlage sparen.

Tipp 4: Abstellraum statt Keller

Wer auf einen Keller verzichtet, kann bis zu 20 Prozent Kosten für den Rohbau einsparen. Kostengünstigere Alternativen dazu sind Abstellräume und Schuppen. Bei dieser Option muss allerdings die gesamte Haustechnik anderweitig untergebracht werden, wodurch entweder ein Teil der Wohnfläche geopfert oder die Grundfläche des Hauses großzügiger geplant werden muss.

Tipp 5: Kein Schornstein

Wenn keine Pelletheizung oder kein Kachelofen installiert werden soll, benötigt ein Haus keinen Schornstein. Die Heizungsanlage kann dann vielmehr unter dem Dach installiert werden. Dadurch lassen sich 3.000 bis 5.000 Euro sparen.

Tipp 6: Keine unnötigen Extras

Denken Sie auch daran, dass jeder Abstrich bei der individuellen Gestaltung und jedes Extra, das vom Musterhaus abweicht, zusätzliche Kosten verursacht. Prüfen Sie deshalb, ob die Kosten für einen Architekten wirklich notwendig sind oder ob bestimmte Baumaterialien nicht durch kostengünstigere Alternativen ersetzt werden können.

Tipp 7: Einfache Dachform

Denken Sie ferner daran, dass zum Beispiel ein elegantes Mansarddach teurer als ein schlichtes Satteldach ist. Auch jede Dachgaube treibt die Baukosten in die Höhe. Sparsamer lässt sich das Dachgeschoss mit Dachfenstern gestalten.

Tipp 8: Sorgfältige Auswahl der Baupartner

Stürzen Sie sich nicht sofort auf das erstbeste Angebot, sondern holen Sie sich mehrere Angebote ein. Oft lassen sich Kosten (und auch unnötiger Ärger) sparen, wenn Sie sich für ein Bauunternehmen oder für Handwerker entscheiden, mit denen schon Freunde oder Bekannte gute Erfahrungen gemacht haben.

Tipp 9: Vorausschauende Planung

Denken Sie bei der Planung auch an zukünftige Projekte. Brauchen Sie in absehbarer Zeit mehr abgeschlossene Zimmer, zum Beispiel für geplante Kinder, entwerfen Sie einen Grundriss, bei dem durch einfache Raumteiler Volumen reduziert werden kann. Für das Alter, aber auch für einen eventuellen Weiterverkauf des Hauses, sind wiederum barrierefreie Einrichtungen und Räume ein klares Plus. Zudem können extravagante Ausstattungsmerkmale oder ausgefallene Grundrissgestaltungen den Verkaufserlös beim Widerverkauf deutlich senken. Auch mit einer gutem Wärmedämmung oder einer Heizungsanlage mit wenig Verbrauch lässt sich auf lange Sicht bares Geld in Form von geringeren Nebenkosten sparen.

Tipp 10: Do it yourself

Wer selber anpackt, spart teure Handwerkerkosten. Einfache Tätigkeiten wie das Streichen der Wände oder das Verlegen von Teppichboden können ohne weiteres auch von Laien durchgeführt werden. Mit ein wenig mehr Kenntnis und Geschick verschafft auch das Verlegen von Fliesen oder Holzböden Einsparpotential. Andere und vor allem elektrische Vorrichtungen sollten dagegen unbedingt von einem Fachmann installiert werden.

Fazit

Definieren Sie Ihre Wünsche und Vorstellungen und reflektieren Sie diese anschließend nochmals auf ihre Notwendigkeit. Planen Sie Ihren Hausbau sorgfältig, dokumentieren Sie Ihre Ausgaben detailliert und aktualisieren Sie diese regelmäßig. Vergleichen Sie Angebote und überlegen Sie genau, welche Tätigkeiten Sie selbst erledigen und wann Sie einen Experten benötigen. Wenn Sie diese Tipps beherzigen, minimieren Sie das Risiko, von außerordentlichen Kosten überrascht zu werden, und können den Hausbau planmäßig realisieren. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Projekt!

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