Baugemeinschaft – Wie private Bauherren den Traum vom Eigenheim verwirklichen

Baugemeinschaft – Wie private Bauherren den Traum vom Eigenheim verwirklichen

Eine eigene Immobilie zu erwerben oder selbst zu bauen gehört zu den wohl wichtigsten Entscheidungen des Lebens, aber ist auch in den meisten Fällen mit großen finanziellen Verpflichtungen verbunden. Wirtschaftlich leichter zu stemmen ist ein solches Vorhaben in Form einer sogenannten Baugemeinschaft, manchmal auch Bauherrengemeinschaft oder Baugruppe genannt. Dieses noch recht junge Gemeinschaftskonzept zeichnet sich insbesondere durch niedrigere Baukosten und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten aus. Auch Stuttgart unterstützt immer mehr diese Form des gemeinschaftlichen Planens, Bauen und Wohnens. Denn nicht nur die privaten Bauherren, sondern auch die Stadt selbst profitiert von den oft sehr kreativ und innovativ ausgelegten Baugemeinschaften.

Der Plan B für den großen Traum

Wohnen mitten im Stadtzentrum, nicht weit entfernt vom nächsten Supermarkt, der Schule, einem Kino und bestenfalls sogar der Arbeitsstätte – davon träumen viele junge Familien. Doch bei den derzeitigen Grundstücks- und Immobilienpreisen in den deutschen Großstädten bleibt diese Vorstellung für die meisten ein frommer Wunsch. Allerdings verwirklichen sich auch immer mehr Bürger diesen Traum – dank der Institution Baugemeinschaft. So nennt man einen Zusammenschluss von mehreren Personen beziehungsweise von mehreren Privathaushalten, die gemeinsam ein Grundstück erwerben, um darauf ihre Traumimmobilie zu bauen. Vergleichbar ist diese Wohneigentümergemeinschaft mit Eigentumswohnungen in einem Mehrfamilienhaus; jeder Eigentümer hat sein eigenes Reich, aber es gibt auch Gemeinschaftseigentum, wie zum Beispiel einen Hinterhof oder einen Garten, den alle zusammen nutzen.

Pro und contra

Die Vorteile solch einer Baugemeinschaft beziehungsweise Bauherrengemeinschaft liegen dabei auf der Hand: Erstens lässt sich Wohneigentum zu Mehreren oft finanziell günstiger realisieren, als wie wenn ein Bauherr ganz alleine baut oder eine Immobilie schon schlüsselfertig erwirbt. Zweitens können die Mitglieder einer Baugemeinschaft nicht nur ihre eigenen vier Wände nach ihren persönlichen Wünschen gestalten, sondern sich zudem ihre unmittelbaren Nachbarn beziehungsweise ihre Hausgemeinschaft aussuchen. Aber natürlich hat auch die Institution Baugemeinschaft eine Kehrseite. So müssen ihre Mitglieder in der Regel viel Zeit und Energie in das Gemeinschaftsprojekt investieren, die Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten dauern tendenziell eher lang als kurz und bei Unstimmigkeiten hilft oft nur eine große Portion Kompromissbereitschaft weiter. Generell gilt : Wer sich ernsthaft und langfristig in eine Bauherrengemeinschaft einbringen möchte, sollte deshalb besser Teamplayer als Einzelkämpfer sein sowie Zeit und Begeisterung mitbringen, um sich umfangreich mit dem Thema Bauen auseinanderzusetzen.

Baugemeinschaften Stuttgart

Der Zusammenschluss mehrerer Privatpersonen oder Haushalte zu einer Baugemeinschaft ist auch in Stuttgart eine noch recht junge Initiative. Die ersten kleineren Baugemeinschaften Stuttgarts entstanden mit der Umnutzung der Areale Nudelfabrik (Rohracker) und Schnapsfabrik (Heusteigviertel), mit der Umnutzung von Gebäuden an der Breitscheidstraße (Stuttgart-West) und in der Glockenstraße (Bad Cannstatt) sowie im Neubaugebiet Wolfbusch (Weilimdorf). Erste Planungserfahrungen mit größeren, generationenübergreifenden Wohnprojekten konnte die Landeshauptstadt auf dem Burgholzhof mit vier Neubauprojekten, aus denen insgesamt 100 neue Wohnungen entstanden, sammeln.

Konkret werden seit dem Jahr 2013 in Stuttgart, und zwar in Form von öffentlichen Ausschreibungen mit einem Konzeptwettbewerb, stadteigene Grundstücke zum Festpreis (Verkehrswert) an Baugemeinschaften vergeben, um diese Form des gemeinschaftlichen Planens, Bauen und Wohnens zu fördern. Die verfügbaren Flächen in der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung werden in der Regel im Internet, im Amtsblatt und in der lokalen Tagespresse veröffentlicht. An dem mehrstufigen Vergabeverfahren können dann alle Baugemeinschaften teilnehmen, die einen Konzeptvorschlag einreichen, der sowohl bauliche als auch soziale Qualitäten aufweist. Den finalen Zuschlag bekommt jedoch nicht die Bauherrengemeinschaft, die das meiste Geld bietet, sondern diejenige, die aus Sicht der Verwaltung das sinnvollste Konzept für das verfügbare Grundstück vorlegt. Davon wird sich erhofft, dass neue kreative, ökologische und sozial ausgewogene Projekte auch einen positiven Einfluss auf die Nachbarschaft und das jeweilige Wohnviertel haben. Am Ende des Vergabeverfahrens erhält die ausgewählte Bauherrengemeinschaft außerdem eine sogenannte Grundstücksoption, mit der das ausgeschriebene Grundstück für die Bewerbergruppe reserviert wird („Optionsphase"). Nach weiterer Ausarbeitung und Feinabstimmung von Konzept und Planungen sowie der Klärung von Fragen zur Finanzierung des gemeinschaftlichen Projektes kann dann der Kaufvertrag abgeschlossen und das Bauvorhaben begonnen werden.

Wie finde ich eine Baugruppe?

Um eine funktionierende Baugemeinschaft zu gründen und den gemeinsamen Weg erfolgreich zu beschreiten, braucht es in erster Linie die richtigen Mitstreiter. Neben Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten können natürlich auch Ihnen noch unbekannte Personen zum Kreis Ihrer zukünftigen Baugruppe gehören. Um diese zu finden, gibt es mittlerweile sogenannte Kontaktbörsen. Die Online-Kontaktbörse der Landeshauptstadt Stuttgart zum Beispiel hilft dabei, Gleichgesinnte zusammen zu bringen. Sie ermöglicht es Privatpersonen oder Privathaushalten, Mitglied einer schon bestehenden Gruppe zu werden oder Kontakt zu Menschen aufzunehmen, die solch eine neue Gruppe gründen möchten. Aber auch bereits bestehende Gruppen haben wiederum die Möglichkeit, neue Mitglieder für ihre Gruppe oder ihr Projekt anzuwerben.

So funktioniert es

Wenn Sie - als Privatperson, als Privathaushalt oder als bereits bestehende Baugruppe - selbst von anderen Gruppen oder Haushalten gefunden werden möchten, sollten Sie in solch einer Kontaktbörse ein Profil anlegen. Nach der Freischaltung ihres Profils durch die Stadt können Sie dieses jederzeit verwalten, ändern, deaktivieren oder auch wieder löschen. Gut zu wissen: Ihr Profil erscheint auf der Plattform anonym. Es werden keine personenbezogenen Daten wie Namen oder Adressen angezeigt. Ersichtlich sind lediglich die Angaben zu Ihrem Haushalt oder Ihrer Gruppe, die potentielle Mitstreiter auf Ihre Suchkriterien aufmerksam machen könnten. Sobald sich ein Interessent über die Plattform bei Ihnen meldet, bekommen Sie eine E-Mail mit ein paar Informationen über den Interessenten. Dann entscheiden Sie selbst, ob Sie diesem antworten wollen oder nicht. Und natürlich funktioniert das System auch andersherum: Wenn Sie selbst ein Profil interessant finden, können Sie auch mit diesem Kontakt aufnehmen. In einem Eingabe-Fenster machen Sie ein paar Angaben zu sich und Ihrem Projekt. Wenn dieses dem Empfänger gefällt, wird er sich bei Ihnen im Gegenzug melden.

Aktuelle Projekte in und um Stuttgart

Aktuelle Projekte für Bauherrengemeinschaften entstehen derzeit in Stuttgart-Heumaden, -West und -Möhringen. Zudem sind weitere Initiativen bereits in der Planung. Mehr Informationen und weitere Details zu den aktuellen Vorhaben der Stadt sowie dem Auswahlverfahren erfahren Sie unter www.stuttgart.de/baugemeinschaften oder bei der städtischen Kontaktstelle per E-Mail (baugemeinschaften@stuttgart.de). Insbesondere wer Interesse an der noch verfügbaren Gewerbeeinheit in Möhringen hat, sollte sich hier melden.

Zu guter Letzt

Bei Baugemeinschaften geht es vorrangig um Eigentumsbildung, also den Aufbau einer Eigentümergemeinschaft. Aber es können auch Mietwohnungen gemeinschaftlich entstehen. Dazu braucht eine Mietgemeinschaft dann einen Partner zum Mitbauen, zum Beispiel einen Bauträger oder eine Genossenschaft. Das Ziel einer jeden Baugemeinschaft ist jedoch immer das gemeinschaftliche Projekt. Im Vordergrund stehen keine Einzelinteressen, sondern das Interesse einer Gruppe!

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