Die Stromerzeugung verursacht in Deutschland die meisten Treibhausgasemissionen. Strom aus erneuerbaren Energien kann diese stark senken. Dank des gewachsenen Bewusstseins für Themen des Klimaschutzes nahm die Nachfrage nach Ökostromprodukten in den letzten Jahren auch konstant zu und die Rede ist immer mehr von Grünstrom, Naturstrom und vor allem Ökostrom. Aber was ist eigentlich Ökostrom genau? Wie lässt sich ‚normaler Strom‘ von Ökostrom unterscheiden? Und wie kann man sich vor unseriösen Anbietern schützen, die mit einem angeblich grünen Image in erster Linie nur Geld verdienen wollen? Im Folgenden haben wir Ihnen die wichtigsten Fragen und die dazugehörigen Antworten rund um das Thema Ökostrom zusammengestellt.
Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2021 wurden 19,7 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Insgesamt wurde im Jahr eine Energiemenge von 467 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen. Von dieser Energiemenge entfielen etwa 50 Prozent auf die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, 43 Prozent auf den erneuerbaren Wärmesektor und 7 Prozent auf biogene Kraftstoffe im Verkehrsbereich. Und bereits im Jahr 2020 hatte Deutschland mit einem Anteil von 19,3 Prozent sein unter der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien (2009/28/EC) festgelegtes Ziel von 18 Prozent übertroffen. Aber: Um die festgesetzten ambitionierteren EU-Klimaziele tatsächlich zu erreichen, wird in Zukunft ein schnelleres Wachstum notwendig sein.
Dementsprechend schaltete sich auch die neue Bundesregierung aktiv ein und verabschiedete im April 2022 neue Gesetze zum beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Das sogenannte „Osterpaket“ der neuen Regierung ist damit die größte energiepolitische Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten. In Zahlen bedeutet das: Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mindestens 80 Prozent steigen. Die Gesetzesnovelle hat aber auch zum Ziel, sich unabhängiger von fossilen Energieimporten zu machen.
Das Paket ist der „Beschleuniger für den Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärte auch Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck zum Beschluss des Bundeskabinetts am 6. April 2022. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch würde innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt fast verdoppelt werden. Zudem werde die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht – zu Wasser, zu Land und auf dem Dach, so Habeck.
Die Nutzung der erneuerbaren Energien ist somit eine der wichtigsten Strategien zur Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Kein Wunder also, dass die drei synonymen Begriffe Grünstrom, Ökostrom und Naturstrom immer öfter fallen. Fast eigenartig wirkt dagegen; dass es eine eindeutige und allgemeingültige Definition – selbst für den am häufigsten gebrauchten Begriff ‚Ökostrom‘ – bisher in keinem deutschen Gesetz gibt. Vereinfacht lässt sich jedoch sagen, dass Ökostrom der Strom ist, der aus erneuerbaren Energiequellen generiert wird.
Zu den fünf klassischen Quellen für Ökostrom zählen Windkraft, Biomasse, Wasserkraft, Sonnenenergie und Geothermie. Im Folgenden gehen wir auf diese Quellen ein wenig detaillierter ein.
Durch Windkraftanlagen wird Energie des Windes in elektrische Energie umgewandelt. Unterschieden wird dabei zwischen Onshore- und Offshore-Anlagen. Onshore-Anlagen findet man zu Lande und Offshore-Anlagen zu Wasser. Letztere produzieren im Durchschnitt mehr Strom als Onshore-Anlagen, da es auf dem Meer mehr Wind zu ‚fangen‘ gibt.
Durch die Verbrennung fester Biomasse, wie zum Beispiel Holzabfällen, aber auch Reststoffen wie etwa Stroh, Biomüll oder Gülle, wird in Biomasseheizkraftwerken oder Biomassekraftwerken elektrische Energie erzeugt. Bioenergie ist unter den Erneuerbaren Energieträgern übrigens der ‚Alleskönner‘: Sowohl Strom und Wärme als auch Treibstoffe können aus fester, flüssiger und gasförmiger Biomasse gewonnen werden.
Durch Wasserkraftanlagen wiederum wird Energie des Wassers in mechanische beziehungsweise elektrische Energie umgewandelt.
Dank sogenannter Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen), die sich bereits auf vielen Dächern in Deutschland befinden, wird elektrischer Strom aus Sonnenenergie generiert. Die Zellen der Anlage fangen die Sonneneinstrahlung ein und wandeln sie in Strom um. Der Strom kann dann von den jeweiligen Haushalten genutzt oder unter Umständen auch an Dritte verkauft werden. Solarthermie hingegen dient der Gewinnung von Wärme, welche sowohl zur Aufbereitung von Warmwasser und als auch für die Heizung genutzt werden kann.
Bei der Geothermie kann die in der Erde gespeicherte Wärme genutzt werden, um zu heizen oder zu kühlen. Dabei wird durch Erdwärmebohrung Energie aus der Erde gewonnen und schließlich auf das gewünschte Heizniveau angehoben. Aus Erdwärme Strom zu erzeugen ist in Deutschland allerdings eher selten; Geothermie wird hierzulande zumeist für die Wärmeerzeugung genutzt.
Neben den fünf klassischen Quellen für die Gewinnung von Ökostrom wird oft auch der Strom, der aus sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erzeugt wird, als Ökostrom bezeichnet. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) handelt es sich um eine Art Energie-Erzeugung, bei der gleichzeitig elektrische Energie und Wärme generiert wird. Vergleicht man dies mit dem Prozess getrennter Energie- und Wärmeerzeugung, werden mit der KWK etwa 40 Prozent Energie eingespart.
Zunächst einmal gibt es keinen physikalischen Unterschied zwischen herkömmlichem Strom und Ökostrom, denn beide kommen aus der gleichen Steckdose und gelangen über dasselbe Stromnetz in Wohnungen, Häuser und Büros. Der Unterschied besteht viel mehr in der Art der Stromerzeugung. Wie bereits erwähnt, wird reiner Ökostrom aus erneuerbaren Energien generiert. Deswegen ist diese Stromquelle auch nachhaltiger und klimafreundlicher, weil hier Kräfte der Natur, wie zum Beispiel Wind, genutzt werden, um Energie zu generieren. Ein positiver Aspekt ist zudem, dass diese Energiequellen dem Menschen beinahe ohne Limit zur Verfügung stehen. Demgegenüber sind die Stoffe, aus denen herkömmlicher Strom gewonnen wird, wie beispielweise aus Kohle und Erdgas, nur begrenzt verfügbar und tragen außerdem durch die großen Menge an CO₂-Ausstoß erheblich zur Umweltverschmutzung bei.
Es handelt sich um sogenannten echten Ökostrom, wenn der Ökostrom nicht nur aus 100 % erneuerbaren Energiequellen, sondern auch von klimafreundlich agierenden Unternehmen stammt, die sich bewusst für den Schutz der Umwelt einsetzen. Nur durch das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten kann ein sinnvoller Beitrag zur notwendigen Energiewende geleistet werden. Aber Vorsicht: Es gibt auch Stromanbieter, die über sogenannte RECS-Zertifikate klimaschädlichen Kohle- oder Atomstrom als ökologisch ausweisen. Der Begriff stammt vom Renewable Energy Certificate System (englisch für Zertifizierungssystem für Erneuerbare Energien). RECS-Zertifikate werden an Anbieter ausgehändigt, die ökologischen Strom generieren. Allerdings können diese Zertifikate auch an Dritte verkauft werden. So erwerben zum Beispiel oft Stromanbieter, die Atomstrom herstellen, diese Zertifikate. Die Folge ist, dass dann der eigentlich umweltschädlich generierte Strom fälschlicherweise und nur auf dem Papier als Ökostrom ausgewiesen wird.
Doch wie können sich Verbraucher sicher sein, echten Ökostrom zu beziehen? Da der Begriff Ökostrom in Deutschland wie schon erwähnt gesetzlich nicht geregelt ist, gibt es schließlich auch keine Standards, an die sich die Anbieter zwingend halten müssen. Derzeit können sich Anbieter in Deutschland als Ökostrom-Anbieter ausgeben, wenn mindestens die Hälfte ihres angebotenen Stroms aus Erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Daher sollte man stets versuchen, zwischen Ökostrom und gutem Ökostrom zu unterscheiden. Hilfestellung dabei können sogenannte Label für Ökostrom bieten. Allerdings sind diese nur bedingt sinnvoll, denn nicht allen Labeln kann man gleichermaßen vertrauen. Zum Beispiel unterscheiden die Label „Grüner-Strom-Label“ und „OK-Power Gütesiegel“ mit Gewissheit echten Ökostrom von Unechtem. Sie sind ein Garant dafür, dass der Anbieter keine Atom- oder Kohlekraftwerke betreibt. Außerdem wird ein Teil des Erlöses in Innovationen erneuerbarer Energien investiert. Zusätzlich ist es möglich, die Geschäftspolitik des Ökostromanbieters zu beachten: Setzt sich das Unternehmen für den Vorrang der erneuerbaren Energien ein? Anderseits gibt es aber auch Label, die zwar Ökostrom garantieren, aber deren Anbieter auch noch fossilen und atomaren Strom beziehen. Deshalb gilt ganz generell, dass man auch bei den Labeln ganz genau hinschauen sollte.
Ökostrom ist in der Regel kaum teurer und manchmal sogar günstiger als konventioneller Strom. Wer also bei seinem bisherigen Stromversorger noch im Grundversorgungstarif ist, könnte mit dem Wechsel zu einem Ökostrom-Anbieter eventuell sogar noch Geld sparen.
Dazu müssen zuallererst die wirklich nachhaltigen Ökostromanbieter ausfindig gemacht werden. Dies ist bei Ökostrom-Anbietern gewährleistet, die, wie schon erwähnt, mit dem „Grüner Strom Label“ ausgezeichnet sind. Das Gütesiegel wird unter anderem vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) getragen und setzt auf die naturverträgliche Energiewende. Aus technischer Sicht brauchen Sie für den Stromanbieterwechsel nur einen Internetzugang, Informationen über regionale, grüne Stromanbieter und Ihre letzte Stromabrechnung.
Sie brauchen keine Angst zu haben, bei einem Stromwechsel plötzlich im Dunkeln zu sitzen. Denn: Sollte etwas nicht klappen, steht Ihr Netzbetreiber in der Pflicht, Sie weiterhin zu versorgen.
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