Sie spielen mit dem Gedanken ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen? Gleichzeitig sind Sie bereits Eigentümer einer Immobilie? Vor dem Kauf der neuen Immobilie, möchten Sie jedoch erst Ihre aktuelle Immobilie verkaufen und den Verkaufserlös für den anstehenden Kauf nutzen? Im Idealfall finden Kauf und Verkauf nahezu gleichzeitig statt. Wenn nicht, fehlt Ihnen entweder das Eigenkapital aus dem Verkauf oder Sie müssen ausziehen, bevor Sie überhaupt eine neue Immobilie haben. In Stuttgart ist es nicht einfach von jetzt auf nachher eine Immobilie zu finden. Ganz im Gegenteil - die Nachfrage ist hoch und das Angebot gering. Viele Kaufinteressierte suchen mehrere Monate oder sogar Jahre bis sie die passende Immobilie finden. Haben sie die richtige Immobilie dann gefunden, muss es meist schnell gehen und das geplante Eigenkapital aus dem Verkauf der Bestandsimmobilie steht noch nicht zur Verfügung. Eine Lösung für dieses Problem ist eine sogenannte Zwischenfinanzierung.
Die Zwischenfinanzierung ist eine Sonderform der Baufinanzierung. Sie wird immer dann erforderlich, wenn eine größere Summe Eigenkapital (z.B. der Wert Ihrer Bestandsimmobilie) eingesetzt werden kann, die jedoch zum benötigten Zeitpunkt (z.B. Kauf der neuen Immobilie) noch nicht zur Verfügung steht.
Mit Hilfe der Zwischenfinanzierung kann der Zeitraum bis zum Einsatz des Eigenkapitals (z.B. erfolgreicher Verkauf Ihrer Bestandsimmobilie) überbrückt werden. Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst, was Sie vor dem Abschluss einer Zwischenfinanzierung unbedingt beachten sollten:
In zwei verschiedenen Situationen ist eine Zwischenfinanzierung interessant:
a. Zwischenfinanzierung beim Hausverkauf bzw. Hauskauf
Wenn Sie Ihr Haus verkaufen möchten, um sich beispielsweise ein anderes Haus oder eine Wohnung zu kaufen, stehen Sie in der Regel vor dem Problem, dass Sie die neue Immobilie bezahlen müssen, bevor Sie den Verkaufserlös aus Ihrer bestehenden Immobilie erhalten. Sie können zwar bereits während Sie noch in Ihrem Haus wohnen mit dem Verkauf beginnen, erhalten jedoch die Kaufpreiszahlung erst bei Übergabe der Immobilie – das heißt, wenn Sie bereits Ihre neue Immobilie bezogen haben. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, bis Ihnen der Verkaufspreis ausgezahlt wird und als Eigenkapital für die Finanzierung der neuen Immobilie zur Verfügung steht, können Sie eine Zwischenfinanzierung abschließen.
b. Zwischenfinanzierung beim Bausparen
Auch beim Bausparen findet die Zwischenfinanzierung oftmals ihre Anwendung. Der Grund: Sie haben einen Bausparvertrag abgeschlossen und benötigen dessen Ersparnisse für eine Baufinanzierung. Die Zuteilung des Bausparvertrags liegt jedoch nach dem Zeitpunkt des Immobilienkaufs. Um diesen Zeitraum zu überbrücken, können Sie auf eine Zwischenfinanzierung oder Vorfinanzierung zurückgreifen.
Eine Zwischenfinanzierung ist für bis zu 24 Monate möglich und kann flexibel zu jedem Zeitpunkt komplett abgelöst werden. Die Höhe können Sie entsprechend der erwarteten Summe aus dem Immobilienverkauf abschließen. Erwarten Sie beispielsweise aus Ihrem Hausverkauf einen Überschuss über der noch möglichen Restschuld in Höhe von 100.000 Euro, können Sie diesen Betrag bereits in die Berechnung Ihrer neuen Finanzierung als Eigenkapital einfließen lassen. Sobald Sie diese Summe erhalten, können Sie das Darlehen sofort auf einen Schlag tilgen. Eine Vorfälligkeitsentschädigung fällt dabei nicht an, da bei einer Zwischenfinanzierung keine feste Sollzinsbindung, sondern ein variabler Zins vereinbart wird. Somit muss sich die Bank nicht auf Jahre festlegen und erleidet bei sofortiger Tilgung keinen Zinsschaden.
Grundsätzlich ist eine Zwischenfinanzierung mit einer variablen Finanzierung vergleichbar. In beiden Fällen fällt bei der Rückzahlung auf einen Schlag keine Vorfälligkeitsentschädigung an. Die Kosten für ein variables Darlehen sind jedoch in der Regel höher. So ist z.B. eine variable Finanzierung immer an eine Grundschuld gebunden, die im Grundbuch eingetragen werden muss. Eine Zwischenfinanzierung hingegen ist auch ohne Grundbucheintrag möglich.
Ein weiterer Unterschied ist, dass es bei einem variablen Darlehen keine maximale Laufzeit gibt. Eine Zwischenfinanzierung ist auf 24 Monate begrenzt. Die Zinsen werden dann alle 3-6 Monate, je nach Vereinbarung im Darlehensvertrag, an die jeweils aktuellen Konditionen angepasst.
Unser Tipp: Ein variables Darlehen kommt vor allem dann in Frage, wenn Sie KEINE Anschlussfinanzierung geplant haben. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn der Verkaufserlös aus Ihrem Immobilienverkauf (inkl. Rückzahlung möglicher Restschulden) ausreicht, um Ihre neue Immobilie zu kaufen. Hintergrund: Banken gewähren nur ungern Zwischenfinanzierungen, wenn sie nicht an Folgedarlehen verdienen können. Die meisten Banken bieten überhaupt keine Zwischenfinanzierungen ohne ein anschließendes Annuitätendarlehen an.
Der entscheidende Vorteil besteht bei der Zwischenfinanzierung darin, dass sie in der Kalkulation für die Baufinanzierung von der Bank wie vorhandenes Eigenkapital ausgelegt wird.
Dies wirkt sich positiv auf die Konditionen der Baufinanzierung aus. Je mehr Eigenkapital eingesetzt wird, desto niedriger ist in der Regel der Sollzins für das langfristige Annuitätendarlehen. Die Ursache dafür liegt darin, dass der Beleihungsauslauf, d.h. der Anteil des Darlehens am Beleihungswert, in diesem Fall niedriger ausfällt. Dadurch können Sie langfristig von den bestmöglichen Zinskonditionen profitieren.
Die Kosten für eine Zwischenfinanzierung sind im Vergleich zu einer normalen Finanzierung für Sie als Kreditnehmer deutlich höher. Dies liegt daran, dass die Bank denselben Aufwand wie für ein langfristiges Darlehen betreiben muss. Hinzu kommen weitere Risikozuschläge, z.B. für den Fall, dass die bestehende Immobilie nicht verkauft wird oder nur zu einem geringeren Immobilienpreis als veranschlagt. Die Mehrkosten können je nach Kreditausfallrisiko bis zu einigen Prozentpunkten betragen. Zusätzlich können eine Bearbeitungsgebühr sowie Kosten für die Kreditsicherung die Zwischenfinanzierung verteuern.
Unser Tipp: Fragen Sie die Zwischenfinanzierung bei demselben Kreditinstitut an, bei dem Sie auch die langfristige Anschlussfinanzierung planen. Je attraktiver die Anschlussfinanzierung für die Bank, desto eher kommen Sie Ihnen auch bei den Kosten der Zwischenfinanzierung entgegen.
Fazit: Wenn Sie mit dem Gedanken spielen eine Immobilie zu kaufen und Sie den Verkaufserlös Ihrer bestehenden Immobilie für den anstehenden Kauf nutzen möchten, kann die Zwischenfinanzierung eine mögliche und optimale Lösung für Sie sein. Der entscheidende Vorteil einer Zwischenfinanzierung ist, dass diese bei der Kalkulation Ihres langfristigen Darlehens als Eigenkapital einfließt. Somit senken Sie den Beleihungsauslauf und können langfristig von bestmöglichen Zinskonditionen profitieren. Damit Sie sich für die beste und kostengünstigste Variante entscheiden können, gilt es unbedingt verschiedene Möglichkeiten zu vergleichen. Dies ist immer individuell auf Basis der Gegebenheiten zu betrachten.
Zwischenfinanzierung |
Variables Darlehen |
|
Kaufpreis neue Immobilie |
400.000 Euro |
400.000 Euro |
Kaufnebenkosten neue Immobilie |
40.000 Euro |
40.000 Euro |
Kaufkosten gesamt |
440.000 Euro |
440.000 Euro |
- Überschuss aus Verkauf Bestandsimmobilie |
- 100.000 Euro | |
- Unterstelltes freies Eigenkapital |
- 50.000 Euro |
- 50.000 Euro |
= Erforderliches Darlehen |
= 290.000 Euro | 390.000 Euro |
Beleihungswert neue Immobilie |
390.000 Euro |
390.000 Euro |
Beleihungsauslauf |
̴ 75 % |
100% |
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