Geringe Kosten, hoher Nutzen: Das Prinzip von flexiblen und unverbindlichen Bürogemeinschaften ist weiterhin auf dem aufsteigenden Ast. In Stuttgart gab die Idee des Coworkings sogar den Anstoß zu einem neuen Geschäftsmodell.
Coworking ist ein Trend, der in den USA entstanden und eine Art Bürountervermietung ist. Angeboten werden in der Regel nicht nur ein voll ausgestatteter Schreibtisch, sondern auch angenehme Rahmenbedingungen wie Ruhezonen, Businesslounges oder Kaffee-Ecken. Selbstständige haben durch diese Einrichtungen eine professionelle Alternative zum Homeoffice und können sich dort idealerweise mit Gleichgesinnten austauschen. Auch angesichts steigender Büromieten sind Coworking Spaces eine beliebte Alternative zum klassischen Office. Allerdings haben diese Institutionen nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile.
1. Kostenersparnis
In den letzten Jahren sind die Mieten für Geschäftsräume explodiert, insbesondere in wirtschaftlichen Ballungszonen und Großstädten. Coworking Spaces sind dagegen nicht nur deutlich günstiger als klassische Büros, sondern können vor allem auch je nach Bedarf und völlig flexibel (stunden-, tages- oder monatsweise) angemietet werden. Außerdem lässt sich die Miete für einen Coworking Space steuerlich absetzen, unabhängig von einer regelmäßigen oder unregelmäßigen Nutzung. Wird nur ein leerer Raum angemietet und die dazu gehörende Ausstattung wie Schreibtisch, Telefon, Computer oder Ähnliches selber angeschafft, können auch diese Kosten in der Steuererklärung geltend gemacht werden.
2. Ausstattung und Service
Die meisten Coworking Spaces verfügen jedoch über eine komplette Ausstattung inklusive Empfangsräume und einer Küche. Bei größeren Einrichtungen gehören zudem Sekretär-, Sicherheits- und Empfangsdienstleistungen zum Angebot. Meist können auch Kunden in den Räumlichkeiten empfangen werden.
3. Kontakte und Networking
Interessant ist an Coworking Spaces oft auch, dass ihre Nutzer aus den verschiedensten Branchen kommen. Das ist oft sehr inspirierend und nicht selten werden aus interessanten Kontakten auch zukünftige Geschäftspartner.
Allerdings hat der Trend aus den USA auch Schattenseiten, die wir nicht verschweigen möchten.
1. Problem Flexibilität
Gerade weil Coworking Spaces sich so kurzfristig buchen lassen, kann es passieren, dass der benötigte Platz zur benötigten Zeit von anderen Co-Workern belegt wird. Das kann ebenso mit besetzten Meetingräumen passieren.
2. Ständige Unruhe
In Coworking Spaces herrscht reges Treiben und die Nutzer wechseln häufig. Oft bringt ein Coworking Space alle Nachteile eines Großraumbüros mit sich: laute Telefonate, permanentes Tastaturklicken, Hektik und Gespräche, die eigentlich in verschlossenen Räumen geführt werden sollten.
3. Konkurrenz
In einem Großraum teilen Sie automatisch auch ausgesprochene Ideen und Strategien, die sich Dritte mit bösem Willen aneignen und dann selber nutzen könnten. Das passiert in der Praxis zwar eher selten, aber das Restrisiko ist in der Theorie immer präsent.
Generell sollte jeder für sich selbst abwägen, ob ein Coworking Space eine geeignete Alternative zum klassischen Büro ist. So ist Coworking zum Beispiel nicht geeignet für Personen, die sich schlecht in der Gegenwart anderer konzentrieren können. Aber das Für und Wider istauch eine Frage der Kosten und des Images. Je nach Branche kann es manchmal sogar von Nachteil (oder eben auch von Vorteil) sein, Kunden in einem Coworking Space anstatt in einem eigenen, klassischen Büro zu empfangen.
Weiterhin bleibt Berlin auch die Hauptstadt der Coworking-Szene. Europaweit rangiert die Metropole mit einer angemieteten Fläche von rund 360.000 Quadratmetern flexibler Bürofläche derzeit auf dem vierten Platz hinter London, Paris und Amsterdam. Auch in den anderen Städten, die den sogenannten Big Seven angehören (Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München, Köln und Stuttgart) ist die Dynamik am Markt für flexible Büroflächen ungebremst. In diesen sieben größten Städten Deutschlands werden dem führenden Immobilien-Dienstleister JLL zufolge aktuell an 600 Standorten von 260 Betreibern mehr als eine Million Quadratmeter Fläche angemietet.
In Stuttgart will auch das Einkaufscenter Gerber vom Coworking-Trend profitieren. Weil es seit seiner Eröffnung im September 2014 nicht richtig auf die Beine kommt und bereits zahlreiche Versuche misslangen, das Obergeschoss der Mall zu beleben, wird nun - mit Unterstützung einer neuen Geschäftsführung – umgebaut und strukturell verändert. Wegen der schwachen Kundenfrequenz hat das Gerber vor kurzem schon zum vierten Mal das Management ausgetauscht. Geschäftsführer Peter Fiegle (50), vor zwei Jahren mit viel Elan gestartet, ist abgelöst worden. Der neue Plan lautet nun: Das sehr schwach besuchte Obergeschoss des Einkaufszentrums wird teilweise zu Büros umgebaut. Dabei wird auch das Geschäftsmodell Coworking eine Rolle spielen, wenngleich der Einzelhandel weiterhin bestehen bleibt. Im Obergeschoss sollen sich Selbständige und Start-ups größere Räume teilen, um voneinander zu profitieren. Ob diese Innovation das Einkaufscenter Gerber jedoch langfristig retten kann, bleibt abzuwarten.
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