115 Jahre Handwerksgeschichte: Die Christian Gröber GmbH & Co. KG als Spiegel des Wandels

115 Jahre Handwerksgeschichte: Die Christian Gröber GmbH & Co. KG als Spiegel des Wandels

INTERVIEW mit Hermann Blattner, Geschäftsführer der Christian Gröber GmbH & Co. KG aus Stuttgart-Obertürkheim.

von Martin Rudolph - Die Firma Gröber aus Obertürkheim blickt auf mehr als ein Jahrhundert Firmengeschichte zurück. Nun leitet die vierte Generation die Geschicke des Familienunternehmens, während sich die fünfte bereits auf ihre künftige Rolle im Betrieb vorbereitet. Im Wandel der Zeit und der Branche ist sich Gröber stets treu geblieben und zugleich Schrittmacher der Modernisierung gewesen.

Wir sprachen mit Geschäftsführer Hermann Blattner über die Vergangenheit und gewannen dabei auch spannende Einblicke in die Herausforderungen, die Gegenwart und Zukunft gleichermaßen für das Unternehmen im Speziellen und die Branche im Allgemeinen bereithalten.

Herr Blattner, Ihr Unternehmen wurde 1905 durch Christian Gröber gegründet, damals als Gipserbetrieb. Sie führen es nun in 4. Generation. Wie hat sich das Berufsbild seither gewandelt?

Hermann Blattner: Ursprünglich bestand die Aufgabe des Gipsers darin, neu gemauerte Wände von innen und von außen zu verputzen. Heute ist das nur noch ein kleiner Bereich unserer Tätigkeit. Aktuell arbeiten wir viel im Trockenbau mit Gipskartonplatten. Ein weiterer Hauptbereich sind Malerarbeiten. Darüber hinaus machen wir auch Bodenbelagsarbeiten und bauen fertige Elemente wie Türen und Fenster ein. Unser Schwerpunkt liegt heute also eher in der Gestaltung und Komplettsanierung als im reinen Verputzen von Wänden. Durch die neuen Materialien, die wir verwenden, können wir auch neue Felder wie Brandschutz, Akustik, Schalldämmung oder auch Wärmedämmung an Fassaden abdecken. Auch energiesparende Maßnahmen an Gebäuden, also beispielsweise Dachausbauten mit Wärmedämmung, gehören zum breiten Spektrum unseres Berufsfeldes.

Gerade im vergangenen Jahr hat Ihr Unternehmen viele Erfolge feiern können. Was waren dabei für Sie die absoluten Highlights?

Hermann Blattner: Das absolute Highlight war natürlich die Kür zum bundesweiten Stuckateur des Jahres. Das war ein Wettbewerb von vielen Betrieben aus ganz Deutschland und wir sind sehr stolz, dass wir diesen gewonnen haben. Ein weiteres Highlight war die Auszeichnung zu ‚5 Sterne meisterhaft‘. Das ist ein Siegel, das das Bauhandwerk an Betriebe vergibt, die sich viel weiterbilden, mit eigenen Mitarbeitern arbeiten und eine gute Qualität abliefern. All dies muss umfassend belegt werden und wir freuen uns, dass wir auch hier überzeugen konnten. Das dritte Highlight war eine Kundenveranstaltung auf unserem Firmengelände im Rahmen der Auszeichnung zum Stuckateur des Jahres. Dabei konnten wir 250 unserer besten Kunden und Partner begrüßen. Das war ein tolles Fest, bei dem jeder seinen Spaß hatte, und ich glaube, da konnten wir uns auch sehr gut nach außen präsentieren.

Was hat Ihrer Meinung nach vor allem zu diesen Erfolgen beigetragen?

Hermann Blattner: Ich denke vor allem, dass wir einen fairen Umgang mit allen Beteiligten pflegen. Das heißt, wir machen unseren Kunden faire Angebote zu einem fairen Preis, behandeln unsere Mitarbeiter mit Respekt und Wertschätzung und sorgen für einen anständigen Umgang mit unseren Lieferanten, sodass nicht nur der Preis, sondern auch die Leistung entscheidet. Zudem liefern wir gute Qualität und beständige, werthaltige Arbeit ab, an der der Kunde lange Freude hat.

Mit welchen Herausforderungen sieht sich Ihr Handwerk aktuell konfrontiert?

Hermann Blattner: Das größte Problem besteht in unserer Branche zurzeit darin, dass viele Arbeiten von Subunternehmern ausgeführt werden. Das macht uns den Preis kaputt, weil hier vor allem osteuropäische Arbeiter, die nicht unseren Lohnauflagen unterliegen, mit Billigstlöhnen ausgebeutet werden. Mit unseren festangestellten, sozialversicherten Mitarbeitern entsteht so ein Preisdruck, dem wir nicht standhalten können, sodass kaum ein Stuckateur aktuell mehr im Neubaubereich tätig werden kann. Wir konzentrieren uns daher immer mehr auf anspruchsvollere Tätigkeiten rund um Renovierungen im Altbaubereich, weil hier einfach das Know-how, die Kompetenz und die jahrelange Erfahrung unserer Mitarbeiter gefordert sind.

Welche Ziele haben Sie für die kommenden Jahre?

Hermann Blattner: Wir wollen in den kommenden Jahren die Betriebsorganisation wesentlich verbessern. Da hilft uns natürlich vor allem die Digitalisierung. Ich habe extra einen Mitarbeiter dafür eingestellt, sodass wir in der Dokumentation und in der Kundenkommunikation, aber auch intern einfach bessere, schnellere Abläufe erreichen. So können wir effektiver und effizienter, aber auch am Markt besser sichtbar werden. Damit ist auch das Thema Marketing eng verbunden: Schon jetzt schauen Kunden eher online und in Social-Media-Kanälen nach Dienstleistern als in den Gelben Seiten. Auch hier wollen wir unseren Firmenauftritt und unsere Corporate Identity weiter verbessern. Das dritte große Ziel ist die kontinuierliche Weiterqualifikation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Es gibt einen allgemeinen Trend hin zu mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit. Wie reagiert Gröber auf diese Entwicklung?

Hermann Blattner: Das ist ein ganz wichtiges Thema für uns. Wir sind gerade in der Ausbildung zum Meister des Raumklimas. Der Mensch hält sich zu 90 % der Zeit in geschlossenen Räumen auf. Als Maler und Stuckateure können wir entscheidend dazu beitragen, dass wir Oberflächen schaffen, die keine gesundheitsgefährdenden chemischen Ausdünstungen haben, sondern die im Gegenteil als Katalysatoren wirken und die Luft reinigen. Hier sind vor allem Kalk- und Lehmputze sinnvoll, weil sie auch die Feuchtigkeit regulieren und Schimmel vorbeugen. Wir können auch technische Belüftungen einbauen, die das Raumklima weiter verbessern. Ein weiterer Bereich ist das Thema Energieersparnis, weil wir natürlich die Experten für Wärmedämmung am Gebäude sind. Das umfasst sowohl die Innen- als auch die Außenfassade. Wir haben mit hunderten von Wärmedämmungen sehr gute Erfahrungen gemacht und klären daher auch sehr gern über deren Nutzen und Mehrwert auf.

Für Familienunternehmen ist die Unternehmensnachfolge stets ein wichtiger Faktor. Die nächste Generation, also Ihr Sohn und Ihre Tochter, bereitet sich schon auf Aufgaben im Unternehmen vor. Welche Aufgaben werden das sein?

Hermann Blattner: Ich habe tatsächlich das Glück, dass meine beiden Kinder erst einmal Stuckateur lernen und dann auch mit der Meisterprüfung den ersten Teil ihrer Ausbildung abschließen werden. Sie werden anschließend beide sicher noch studieren, voraussichtlich in Richtung Architektur und Bauingenieurwesen. Das Ziel ist, dass wir in Zukunft immer mehr über die Gewerkegrenzen hinweg agieren und die Gesamtkoordination von Renovierungsarbeiten übernehmen.

Was war Ihr bisher schönstes privates Erlebnis?

Hermann Blattner: Die Geburt meiner beiden Kinder und natürlich zu sehen, wie sie heranwachsen und ihren Weg gehen. Zudem segle ich sehr gern, betreibe das auch als aktiven Sport und da war eine Regatta in Bregenz ein sehr schönes Erlebnis, wo wir auch noch ein tolles Ergebnis hingelegt haben.

Welchen Rat möchten Sie jungen Familienunternehmerinnen und -unternehmern mitgeben?

Hermann Blattner: In jedem Fall authentisch bleiben und das tun, was einem Freude macht. Darüber hinaus hat sich für uns ein fairer Umgang mit allen am Markt Beteiligten als Erfolgsfaktor erwiesen. Zudem haben wir immer dann die besten Ergebnisse erreicht, wenn wir uns weniger auf das technisch Machbare und mehr auf den Kundenwunsch konzentriert haben. Das sorgt dafür, dass eher Lösungen gefunden werden, als dass ausschließlich in Problemen gedacht wird.

Vielen Dank, Herr Blattner, und Ihnen weiterhin viel Erfolg!

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